Also, wir können Essen von verschiedenen Standpunkten aus angehen. Erstens: Essen ist lebensnotwendig, wir müssen uns alle ernähren, aber das selbst Zubereiten und Kochen ist optional geworden über die Jahrhunderte hinweg. Zweitens: Essen ist nicht nur eine Notwendigkeit sondern emotional. Wenn wir also für uns und andere sorgen, ergibt sich daraus ein weiterer Pluspunkt auf der maslowschen Bedürfnishierarchie. Das klingt doch gut, sagst du jetzt? Essen macht uns glücklicher, schenkt uns mehr Selbstverwirklichung? Ja, genau, sehe ich auch so. Warum werden Essen und Kochen dann so oft als diese Zeitfresser wahrgenommen, als das notwendige Übel, fragst du dich? Da ist die Sache mit unseren Glaubenssätzen. Ich persönlich kann das nur in wenigen Momenten nachvollziehen, und zwar dann, wenn ich so sehr an meine Arbeit gefesselt bin, dass es gefühlt keinen zeitlichen Platz mehr gibt um Essen zu kochen. Das liegt aber nicht daran, dass wirklich keine Zeit da ist, sondern an meinem Mindset, an meinen momentanen Prioritäten, daran dass mein Gehirn Schwierigkeiten hat, aus dem Flowmodus auszubrechen. Oder aber daran, dass unser inneres Ich so viel Druck aufbaut, indem es uns weiß machen will, dass die Arbeit fertig werden muss, weil sonst die Chefin hinter uns her ist. Stop the brainfuck. Entschuldige, aber das musste mal gesagt werden.
Mindset: Keine Zeit zum Kochen?
Für mich geht es um die innere Einstellung. Wenn wir wollen, also wirklich wollen, weil wir wissen, warum uns das wichtig ist - das gute Essen, dann finden wir auch Wege. Und das muss ja alles nicht krampfhaft daherkommen. Für mich sind es wie kleine kreative Rituale, auf die ich mich im Alltag freue, und die ich so gut vorbereite, dass es mich fast manchmal überrascht, wenn ich 'mal eben schnell' was essen möchte (ah ja, das ist es wieder das gestresste innere Ich, der rationale Kopf) und dann feststelle, dass ich mich selbst ausgetrickst habe und mich im Kühlschrank köstliche Gnocchi vom Vorabend anlächeln. Man kann es auch Mealplanning nennen - ich meine damit aber nicht diese lieblos fertig gepackten Boxen (google das gerne mal. Du wirst sehen, dass das amerikanische Mealprep alles andere als freudvoll daher kommt weil es einfach zu steif ist für mein kreatives Gemüt).
Genuss im Alltag: schnelles Essen für jeden Tag
Hier geht es eher um die weise Voraussicht, das kreative Ritual, durch Coffee Table Kochbücher zu blättern, in Rezeptbildern zu schwelgen und sich vor dem Wocheneinkauf ein paar Rezeptideen zu notieren - oder Komponenten vorzubereiten wie z.B. Grünkohlpesto oder Ratatouille - die man am Abend vorher essen kann, und die sich einfach im Rahmen der Resteküche in neuer Kombination zum Mittag zusammenwerfen lassen und dabei auch noch richtig lecker schmecken. Wie gesagt, lass dich inspirieren, picke dir das heraus, was dir zusagt und lege den Gedanken beiseite, dass es gleich ganze, komplexe Gerichte sein müssen. Dann dürfen es auch mal die fertigen Gnocchi zum Grünkohlpesto sein, denn seien wir ehrlich, mittlerweile gibt es so gute italienische Stände auf den Wochenmärkten, da kann man in Eigenproduktion oft qualitativ gar nicht mithalten (es sei denn, man ist wie ich mit einem Italiano verheiratet und hatte direkte Connections zur italienischen Mama). Also mein Plädoyer an dich, mach es dir nicht so kompliziert, aber überdenk ruhig mal deine Denkmuster. Schlechtes Gewissen ist nur nötig, wenn es jeden Tag Tiefkühlpizza gibt, denn das wäre nicht mal in Standpunkt Nr. 1, wo es um die notwendige Ernährung geht, langfristig 'nahrhaft', geschweige denn gesund. Aber irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass das auf dich sowieso nicht zutrifft, sonst würdest du vermutlich nicht diesen Beitrag lesen.